Am Sonntagabend sind zum 22. Mal die Nestroy-Preise vergeben worden. Zum besten Schauspieler wurde Michael Maertens für zwei Akademietheater-Rollen gekürt, Karel Kopfrkingl in „Der Leichenverbrenner“ und Adam in „Automatenbüfett“. Die Preisträger wurden in einem TV-Event auf ORF III bekanntgegeben.
Jurybegründung
In Ladislav Fuks „Der Leichenverbrenner“ geht es um die allmähliche Transformation eines biederen Familienvaters in einen NS-Kollaborateur. In Anna Gmeyners Bühnenstück „Automatenbüffet“ rettet wiederum der Hinterwäldler Adam eine junge Frau vor dem Freitod im Wasser – eine Begegnung, die beider Leben auf den Kopf stellen wird. Die Protagonisten aus „Die Leichenverbrenner“ und „Automatenbüffet“ verkörpert Michael Maertens im Akademietheater in singulärer Manier. Männer, die sich ihrer Sache nicht sicher sind und in ausweglosen Situationen stecken, liegen dem 57-Jährigen: Maertens versteht es unnachahmlich, zugleich die Rastlosigkeit und Ratlosigkeit dieser vom Leben Verbitterten darzustellen. Die Schauspielbandbreite reicht von eiskalt und stocksteif („Der Leichenverbrenner“) bis herzerwärmend-schusselig („Automatenbüfett“). Der Burgtheaterschauspieler nähert sich seinen Rollen mit äußerster Präzision an, er buchstabiert seine Figuren aber nie restlos aus, belässt ihnen viel von ihrem Geheimnis.
Petra Paterno