„Kleo“ mit Dimitrij Schaad und Zethphan Smith-Gneist, Bildgestaltung von Martin Langer, erhält den Grimme-Preis 2023

Inhalt:

Früher, vor dem Mauerfall, war Kleo Straub Auftragskillerin der Stasi. Ihre Top-Secret-Mission: feindliche Elemente ausschalten, die dem DDR-Regime gefährlich werden könnten. Doch nachdem sie 1987 einen Geschäftsmann in West-Berlin liquidiert hat, wird sie von ihren Vorgesetzten unter fadenscheinigen Gründen verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Selbst ihr Großvater – ein hohes Tier im Mielke-Ministerium – verleugnet sie. Glück im Unglück für Kleo: Zwei Jahre später fällt die Mauer und sie kommt vorzeitig frei. Ihre neue, selbst gewählte Mission: herausfinden, wer ihr Leben zerstört hat. Das resultiert in einem blutigen Rachefeldzug durch Berlin und die weite Welt von Mallorca bis Chile, bei dem ihr klar wird, dass sie nur ein kleines Bauernopfer in viel größeren Verstrickungen war. Kleo folgt der Spur eines ominösen roten Koffers, von dem die Geschicke der internationalen Diplomatie abzuhängen scheinen. Da ihre alles andere als geräuschlose Vendetta zu viel Staub aufwirbelt, ist ihr bald nicht nur der ambitionierte Polizist Sven (Dimitrij Schaad) aus dem Westen auf den Fersen, der den Fall seines Lebens wittert, sondern auch ein weiterer Profikiller mit Befehl „von janz oben“. Während der Blutzoll der Verschwörer rasant ansteigt, wird die Luft für Kleo immer dünner.

Zethphan Smith-Gneist spielt Dimitrij Schaads Sohn „Mark“.

Martin Langer zeichnet für die Bildgestaltung verantwortlich.

Begründung der Jury:

Erst wird sie heimlich zum West-Berliner Klassenfeind geschickt, um dort einen Unbekannten in der Diskothek mit vergiftetem Kokain zu beseitigen, dann sitzt sie nach getaner Arbeit zu Hause vorm Schwarz-Weiß-Fernseher, schaut „Sandmännchen“ und mampft Erdnussflips. Die Exposition von „KLEO“ katapultiert uns mit Liebe zum Detail und mehrfachem Erzähltempo bisheriger Wende-Dramen in eine Zeit deutsch-deutscher Geschichte, die eigentlich längst auserzählt schien. Doch hier geht es nicht um bedeutungsschwangere History-Lektionen, sondern um ein knallbuntes Abenteuer voller Übertreibungen – die „Verfilmung eines Comics, den es nie gab“, wie die Autoren selbst sagen. So frisch, so frech, so politisch unkorrekt kommt deutsche Fiction höchst selten daher. Wie die verratene Stasi-Killerin nach dem Zusammenbruch der DDR wild, stylish und rachemordend durch die Lande zieht, um ihre alte HVA-Hierarchie bis hoch zu Mielke zu erledigen, ist ein einziges Vergnügen, weil es Gewalt und Humor, Killen und Komik so souverän miteinander verflicht, als wären einschlägige US-Genrekönner am Werk. Augenzwinkernde Referenzen an Tarantino oder die Coen-Brüder sind unverkennbar. Als Story-Gerüst des Action-Thrillers funktioniert die permanente Jagd, wobei die längste Zeit unklar bleibt, wer hier eigentlich wen jagt und warum. Unterwegs wütet Kleo durch ein Land im Ausnahmezustand jener Monate zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung, in dem alles möglich scheint.

Die insgesamt 16 Grimme-Preise sowie drei Sonderpreise werden am 21. April 2023 im Marler Theater vergeben. Es ist eine besondere Preisverleihung für das Grimme-Institut, das in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert.

Link zum Grimme-Preis