Shakespeares Meisterwerk über zerstörerische Wut und die tödlichen Beziehungen zum Anderen und ein erst seit wenigen Jahren dem englischen Dramatiker zugeordneter Text werden als immersives Stationendrama in der ehemaligen Glasfabrik Telux in Weißwasser in Szene gesetzt. Schon die Ausgangslage ist verwickelt: Venezianer und Türken, westliche Wirtschaftsmacht und Militärmacht aus dem Osten, streiten um das heute geteilte Zypern. Jago (Götz Schubert) ist nicht befördert worden und setzt als Vergeltung für die durch General Othello (Leonard Burkhardt) erlittene Herabsetzung eine Intrige in Gang, die dem Befehlshaber der venezianischen Flotte weismacht, seine Frau Desdemona würde ihn mit seinem Günstling betrügen. Enttäuschtes Verlangen und Verlustängste versetzen die Figuren dieses Stückes in Rage. Wut und Begehren, beides mächtige Triebfedern im Umgang mit dem Anderen und nicht nur in der Lausitz vertraute Geschichtskräfte, setzen ein verhängnisvolles Spiel in Gang, bei dem es am Ende nur Verlierer gibt.
Götz Schubert ist Jago, ein brillanter, wortgewandter, aber ebenso skrupelloser Intrigant, dem es nicht an schauspielerischem Talent mangelt: Er täuscht durch gespieltes Mitleid und geheuchelte Treue jede Figur in seiner unmittelbaren Umgebung. Dabei nutzt er das Vertrauen in seinen ehrlichen Ruf, um bewusst unrecht und schändlich zu handeln. Er hat überhaupt gar keine Bedenken manipulativ in seine Gegenüber ein- und überzugreifen, um diese so zu spielen, dass sie zu fremdgeleiteten Figuren in seinen Narrativen werden.
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