„Ich habe meinen Mann in der Passagierschlange eines Easyjet-Flugs kennengelernt, und ich muss sagen: Der Kerl war mir auf Anhieb unsympathisch.“ So beginnt ihre Geschichte. Tough, entwaffnend direkt und mit viel Humor präsentiert sie ihr Leben: Wie aus Abneigung Liebe wird, sie heiraten, Kinder bekommen. Alles läuft perfekt. Sie findet den richtigen Beruf, er ermutigt und unterstützt sie. Schon bald macht sie Karriere, während er seine Firma an die Wand fährt…
Das ist ein heftiges Stück, dem nichts Menschliches fremd ist, auch nicht das schrecklichste. In diesem Text wird ausdrücklich mehr Blut vergossen, als in eine Salatschüssel passt. Das ist aber auch ein erstklassiger Monolog über die Zusammenhänge zwischen Gewalt und Männlichkeit, der geschickt mit Fiktion und Realität spielt, gelegentlich sogar das Publikum direkt anspricht: „Wissen Sie, mir ist schon klar, dass meine Kinder nicht hier sind. Das ist ja alles nur meine Fantasie.“ Inszenierung und Bühnenbild von Alexander Vaassen machen daraus einen einzigen verzweifelten Schrei, auch indem nach und nach immer mehr Stofftiere vom Bühnenhimmel regnen. Zum Ereignis wird der anderthalbstündige und pausenlose Abend, bei dem wir als Publikum mit auf der Bühne sitzen, freilich durch die Ausnahme-Schauspielerin Friederike Becht. Ihre quirlige, präzise und nicht zuletzt warmherzige Gestik und Mimik – auch stellvertretend für die nicht anwesenden Figuren – lassen Worte wie Inhalt ebenso glasklar und wie berührend herüberkommen. Das muss man also erlebt haben.
Die nächsten Vorstellungen sind am 11. und 15. März sowie am 7. und 9. Juni.