„Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen“, Bildgestaltung Christine A. Maier, ab dem 10.11. im Kino

Wunderkind, Skandalautorin, Vaterlandsverräterin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Pessimistin, Sprachterroristin, Rebellin, Enfant terrible, Nestbeschmutzerin, geniale, verletzliche Künstlerin, Nobelpreisträgerin.

Der Film über Elfriede Jelinek, die als erste deutschsprachige Schriftstellerin mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, stellt ihren künstlerischen Umgang mit der Sprache in den Mittelpunkt. ELFRIEDE JELINEK – DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN ist ein vielschichtiges, assoziatives Filmporträt voller Widersprüche und nähert sich der sprachlichen Montagetechnik der Künstlerin aus ihrer ganz eigenen Perspektive. (Produktionsnotiz)

„Betrachten Sie mich JETZT!,“ sagt Elfriede Jelinek zu Beginn von ELFRIEDE JELINEK – DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN. Sie hält ein Stück Papier in die Kamera, das sie kurz absenkt, um den Blick auf sich frei zu geben. Auf dem Papier eine Rechenaufgabe, die auf das, was im Bild passiert, verweist. Es ist eine Anordnung, die uns zwingt zu lesen, oder auch: Wir lesen, um zu sehen – und Jelinek schreibt, um gesehen zu werden. Sehen, im Sinne von Erkennen.

Jelinek ist unterwegs, in Wien und anderen Städten, in verschiedenen Jahrzehnten. Die Reise beginnt mit dem Nobelpreis – Jelinek war die erste Österreicherin, die den Nobelpreis für Literatur erhielt – und arbeitet sich entlang spezifischer Themen die das Werk der Autorin charakterisieren, vorwärts. Die Filmemacherin Claudia Müller, die sich mit Dokumentationen über so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Jenny Holzer, Shirin Neshat, VALIE EXPORT oder Helmut Lang einen Namen gemacht hat, arrangiert gemeinsam mit ihrer Bildgestalterin Christine A. Maier aktuelle Aufnahmen und Archivmaterialien von, mit und über Jelinek souverän und lustvoll zu einem Porträt der Autorin. Dabei ist die Bandbreite des Materials erstaunlich und gelingt es immer wieder mit noch Unbekanntem zu überraschen. Müller und Editorin Mechthild Barth entscheiden sich wiederholt für Ausschuss oder Peripheres, wodurch wir in den Genuss von Aufnahmen Jelineks etwa mit ihrem Hund oder mit einem Stapel Preisgeld in der Hand kommen. Es sind Bilder, die dem öffentlichen, von Zuschreibungen aller Art geprägten Image, Widerstand bieten. Leseproben aus dem Off (mit u.a. Stefanie Reinsperger und Sandra Hüller) und Material rund um einschneidende Ereignisse aus der österreichischen Zeitgeschichte (wie etwa das Attentat von Oberwart auf vier Roma 1995 oder das Massaker von Rechnitz im März 1945) ergänzen die vielschichtige Collage historischen und aktuellen Materials.

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