„Das weite Land“ mit Bibiana Beglau und Michael Maertens feiert am 02.09. Premiere am Burgtheater

Das weite Land zählt zu den bedeutendsten Tragikomödien des Fin de Siecle. Arthur Schnitzler porträtiert darin eine Gesellschaft, die ihren moralischen Kompass verloren hat, eine Gesellschaft, die den Begriff der Freiheit nur für das persönliche Fortkommen beansprucht und spürt, dass eine Leerstelle entstanden ist. Gleichwohl ist sie saturiert, leistet es sich, keine Inhalte mehr zu haben und damit den Verzicht, gemeinschaftliche Zukunft zu gestalten. Produktion, Expansion und Konsum bilden das Dreigestirn, das auf alle Lebensbereiche strahlt. Der Fortlauf des Geschäfts hat die oberste Priorität. Natur wird nur noch als zu bewirtschaftendes Terrain angesehen (dem Tourismus zum Vergnügen), Intimität wird zur Handelsware, Liebe zum Konsumgut, jedes Gespräch ein argwöhnisches Aushorchen des Gegenübers. Der Spaß ist schon lange vorbei. Schnitzlers Figuren leiden – um es mit einer heutigen Diagnose zu attestieren – unter einer hedonistischen Depression. Das Aggressionspotential, auch das der Autoaggression, wächst. Gegenseitige Verachtung wird auf stetiger Flamme am Simmern gehalten, wohl wissend, dass ein solches Gefühl schnell zum Kochen zu bringen ist. Nicht ohne einen gewissen Neid hatte Sigmund Freud festgestellt, dass Schnitzlers präzise Dialoge leichtfüßig zum Vorschein bringen, was er selbst mühsam wissenschaftlich zu begründen versucht.

Mit Bibiana Beglau und Michael Maertens

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