Die Besondere Ehrung des Preisstifters Deutscher Volkshochschul-Verband (DVV) geht im Jahr 2022 an Anke Engelke. Als Entertainerin, Komikerin, Moderatorin und Schauspielerin prägt sie seit über vier Jahrzehnten das deutsche Fernsehen. Mit ihrer innovativen Kreativität und geistreichen Wandlungsfähigkeit hat sich Anke Engelke in vorbildlicher Weise um das Medium Fernsehen verdient gemacht, ohne auf spezifische Genres oder Zielgruppen begrenzt zu sein.
Annegret Kramp-Karrenbauer, Präsidentin des DVV:
„Anke Engelke hält uns mit ihrer einzigartigen Ironie immer wieder einen Spiegel vor. Und was wir da sehen, ist nicht immer schmeichelhaft, doch es hilft uns, unsere Lernbedarfe zu erkennen. Engelkes Parodien verdeutlichen, wo uns Aufklärung fehlt oder wo uns ein Perspektivwechsel guttäte. Wer mit einem Lachen die eigenen Lücken erkennt und sich auf den Weg macht, sie zu schließen, handelt ganz im Sinne der Volkshochschulen.“
Statement Anke Engelke:
„Danke für diese schmeichelhafte Auszeichnung, ich empfinde sie wirklich als Ehre. Hoffentlich wissen die vielen Menschen mit denen ich schöne Dinge entwickeln, ausprobieren, aufführen oder drehen durfte, dass sie Teil dieser Packung sind, und dass ich auch ihretwegen einen Preis bekomme! Ich freue mich auf den Abend in Marl und anschließend auf viele weitere tolle Projekte – für die ich dann in zehn oder zwanzig Jahren zu gerne noch einen Preis bekommen würde.“
Nicholas Ofczarek für „Die Ibiza-Affäre“
Auszug aus der Jury-Begründung:
Die Geschichte über die Drahtzieher des „Ibiza-Gate“-Videos ist ein spannendes Schelmenstück, das aktuelles Zeitgeschehen verdichtet. Dass dieser Skandal genug Potential für einen unterhaltsamen Filmstoff bietet, bei dem so manches Mal die Fiktion nicht von der Realität zu unterscheiden ist, liegt sicherlich auch an den realen Verrücktheiten, doch insbesondere an den vielen herausragenden filmischen Gestaltungsmitteln. Denn wie kann eine spannende Geschichte erzählt werden, deren Kern durch vielfache Berichterstattung bekannt ist? Die Schilderung der Entstehung des Videos springt dabei zeitlich weit zurück und bereitet geschickt wie doppelbödig dessen hier um Längen unterhaltsamere, Wiederaufführung vor. Dabei wird nicht nur vom Komplott, dessen Vorgeschichte und den Folgen erzählt, sondern ein tiefer Blick in das unfassbare Netz aus Politik, Korruption und Machtgeilheit geworfen. An dieser wilden Mischung aus Krimi, Polit-Thriller, Drama und Slapstick-Komödie begeistern die sensationelle Schauspielleistung, die kluge Adaption der Drehbuchvorlage, die fantastische Kamera und nicht zuletzt die grandiose Inszenierung. Die erzählerischen Freiheiten der Geschichte weiß das Ensemble gekonnt zu nutzen. Allen voran übernimmt Nicholas Ofczarek als getriebener und obsessiver Privatdetektiv den verbindenden Part in dem durch die Zeitebenen wechselnden Ritt.
Kristian Leschner für die Bildgestaltung „Sörensen hat Angst“
Auszug aus der Jury-Begründung:
Wir sind es gewohnt, dass Fernsehkommissar:innen uns verlässlich durch kriminelle Machenschaften und menschliche Abgründe führen. Gerne können sie unter allen erdenklichen Macken leiden, nur eines dürfen sie nicht haben: Angst. Aber genau das ist es, was den Ermittlerhelden in diesem Krimi quält: eine alles annagende, tiefsitzende, therapieresistente Angst. Doch das ist nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal, das „Sörensen hat Angst“ aus dem Gros der Fernsehkrimis heraushebt. Bis in das kleinste Detail vermeidet dieses in jeder Hinsicht außergewöhnliche Täterrätsel alle handelsüblichen Kniffe des Genres und findet bis in die verstörendsten Windungen seines Plots eine eigene Darstellungs- und Bildsprache. Nie schreit dieser Film: Schaut her! Nie stellt er die Angst der Hauptfigur effekthaschend aus. Und doch wird dem Publikum immer wieder der Boden unter den Füßen weggezogen. Das Thrillerkino auf lakonisch-norddeutsche Art und Weise: Understatement statt Überreizung. Erstaunlich, mit wie wenigen präzisen Strichen Regisseur Bjarne Mädel und sein begnadeter Kameramann Kristian Leschner den Angsttrip ins Friesische nach der Buchvorlage von Sven Stricker in Szene gesetzt haben. Leschner findet starke, zuweilen klaustrophobe Impressionen in einer Landschaft, die doch eigentlich dadurch geprägt wird, dass der Blick unverstellt und frei ist. Mädels Regiedebüt ist voll von solch brillanten Paradoxien.
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